In den Bildern von Karin Pliem kommen die kleinen Wunder des Alltags in den Blick: der Mikrokosmos einer Frucht, gläsern schimmernde Fischkörper, die Klarheit der Blattstruktur oder die artifizielle Ästhetik einer Blüte. In besonderer Weise lenken die großformatigen Stillleben die Betrachterneugier auf sich: opulent farbige Objekte werden virtuos herangezoomt, so als würden sie haptisch wahrnehmbar. Zugleich aber ist die Größenrelation neu bestimmt und der natürliche Maßstab der Dinge aufgelöst.
Die schnelle Wahrnehmung hat scheinbar Vertrautes vor sich, wer genau hinsieht, erkennt jedoch, wie fein hier die Sprachfähigkeit des Bildmaterials von der Künstlerin ausgelotet wird.

© Annemarie Schermer, 2005. Zuerst publiziert in:
Karin Pliem. Geworfene Stillleben, Galerie Elisabeth Michitsch (Hg.), Wien 2005.